🌳 Der Mann unter der alten Eiche 🌳

Unter der alten Eiche, dort wo die Fledermäuse schlafen und die Käferfamilien wohnen, geschah eines Nachts etwas ganz Besonderes: Ein unbekannter Mann tauchte auf. Wer war er? Und warum konnte er plötzlich mit den Tieren sprechen? Was hatte es mit seiner geheimnisvollen Botschaft auf sich – und was bedeutet das für Ben, Hugo und all ihre Freunde im Park? Eine magische Gute-Nacht-Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt und den Wert der Natur.

© Wowbook – Ben die Fledermaus

12/6/20253 min read

Heute Nacht muss ich dir von etwas erzählen, das ich nie, nie vergessen werde. Und glaub mir, ich habe schon viele verrückte Dinge erlebt – Laternen, Glühwürmchen-Orchester, Igelrettungen. Aber das hier war anders. Es war geheimnisvoll.

Es begann an einem klaren Herbstabend. Der Himmel funkelte vor Sternen, und die alte Eiche im Herzen unseres Parks rauschte im Wind. Das war unser Treffpunkt – mein Zuhause und das Zuhause vieler kleiner Tiere. Unter ihren Wurzeln wohnten Käferfamilien, in den Ästen sangen Spatzen, und oben ganz oben schliefen wir Fledermäuse tagsüber.

Doch diesmal war da jemand Neues. Ein Mann.

Er saß direkt unter der alten Eiche, in eine Decke gewickelt, und schlief. Neben ihm stand nur ein kleiner Rucksack, aus dem eine Thermoskanne hervorlugte. Sein Bart war silbrig, und in seinen Haaren glänzte der Mondschein.

„Ben?“, flüsterte Hugo, der Frosch, und hüpfte an meine Seite. „Was macht der da?“

„Keine Ahnung“, sagte ich. „Menschen schlafen normalerweise nicht mitten im Park.“

Schon kamen die anderen neugierig näher. Iggy rollte vorsichtig durchs Gras, Pic und Pac schauten mit ihren buschigen Schwänzen hinter einem Pilz hervor, und sogar Eule Emma flatterte von ihrem Ast herunter. Alle wollten wissen, wer dieser Fremde war.

Wir hielten den Atem an. Nur der Mann atmete ruhig weiter, tief und gleichmäßig.

Plötzlich öffnete er die Augen.

Und dann geschah etwas Unglaubliches: Er lächelte – und sprach.

„Na, wollt ihr mich nicht begrüßen?“

Wir starrten ihn an. Wir verstanden jedes Wort. Jedes.

„Ihr könnt mich verstehen?“, fragte ich vorsichtig.

„Natürlich“, sagte er und nickte. „Heute Nacht schon. Der alte Baum erlaubt es.“

Der alte Baum? Ich sah zur Eiche hoch. Sie rauschte geheimnisvoll, als wollte sie sagen: Ja, das stimmt.

„Aber… wer bist du?“, piepste Pic neugierig.

Der Mann zog die Decke fester um seine Schultern. „Ich bin ein Wanderer. Viele nennen mich einfach Elias. Ich ziehe von Ort zu Ort, schlafe dort, wo die Natur mich aufnimmt. Und dieser Park… er hat mich gerufen.“

Gerufen? Bäume rufen? Meine Flügel kribbelten vor Aufregung.

„Und warum?“, fragte Hugo misstrauisch.

„Weil euer Park Schutz braucht“, sagte Elias leise. „Ich habe auf meinen Reisen gesehen, wie viele Grünflächen verschwinden. Hier aber spüre ich etwas Besonderes. Einen Ort, an dem Tiere und Menschen Seite an Seite leben können. Aber nur, wenn jemand aufpasst. Darum bin ich hier. Um zu lauschen. Um zu sehen, ob ihr stark genug seid, euren Park zu beschützen.“

Wir sahen uns alle an. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. Wir? Kleine Tiere? Einen ganzen Park beschützen?

„Wie sollen wir das schaffen?“, fragte Iggy, dessen Stacheln vor Nervosität zitterten.

Elias lächelte. „Manchmal reicht es, gesehen zu werden. Gehört zu werden. Manchmal ist es die Aufgabe der Kleinsten, die Größten daran zu erinnern, wie wichtig ein Ort ist.“

Er legte die Hand auf die Erde, direkt an die Wurzeln der alten Eiche. „Und wenn ihr zusammenhaltet, werdet ihr merken, dass ihr stärker seid, als ihr denkt.“

In diesem Moment wehte ein Windstoß durch die Äste. Die Blätter raschelten, als würden sie uns zustimmen.

Wir blieben die ganze Nacht bei ihm. Elias erzählte Geschichten von Bergen, durch die er gewandert war, und von Seen, in denen die Sterne wie Kristalle tanzten. Er erzählte von Städten, in denen kaum noch Platz für Tiere war, und von Kindern, die nie gelernt hatten, wie ein Frosch im Sommer singt.

Je mehr er sprach, desto mehr wurde mir klar: Unser Park war wirklich etwas Besonderes.

Als die ersten Sonnenstrahlen kamen, packte Elias seine Decke zusammen. „Es ist Zeit, weiterzuziehen“, sagte er.

„Schon?“, fragte ich traurig.

Er nickte. „Ich bin nur ein Wanderer. Aber ihr – ihr seid die Wächter. Vergesst das nicht.“

Dann ging er langsam den Weg entlang, bis er im Morgenlicht verschwand.

Wir standen alle noch lange schweigend unter der alten Eiche. Schließlich quakte Hugo: „Also… sind wir jetzt sowas wie Parkhelden?“

„Vielleicht“, sagte ich und musste lachen. „Oder einfach Freunde, die aufpassen.“

Und tief in mir wusste ich: Elias hatte recht. Manchmal braucht es nicht viel – nur ein kleines Herz voller Mut, damit ein Ort im Dunkeln weiterleuchtet.